Ehrlich, einfach, herausragend – ein Gespräch mit Hermann Neuburger über Werte, Wandel und Verantwortung
Seit über vier Jahrzehnten verbindet Neuburger und Rochelt eine außergewöhnliche Partnerschaft, die weit über eine geschäftliche Beziehung hinausgeht. Sie basiert auf Vertrauen, gegenseitigem Respekt und einem gemeinsamen Verständnis von Qualität – Werte, die beide Familienunternehmen seit jeher prägen. Im Gespräch blickt Hermann Neuburger auf die Anfänge dieser Verbindung zurück, erinnert sich an prägende Begegnungen und erzählt von den Momenten, in denen sich gemeinsame Überzeugungen zu einer echten Freundschaft entwickelten.
Dabei gewährt er nicht nur Einblicke in die Geschichte, sondern auch in die Philosophie, die sein Unternehmen bis heute trägt: ein tief verwurzeltes Bekenntnis zu Handwerk, Verantwortung und dem Mut, neue Wege zu gehen, ohne die eigenen Wurzeln zu vergessen.
Wenn Sie an die ersten Begegnungen mit Rochelt zurückdenken – welche Erinnerungen oder Bilder tauchen da sofort auf?
Das ist nun schon viele Jahre her – sicher rund 40. Damals war der Lebensmittelhandel noch persönlicher – von Herzlichkeit und gegenseitigem Respekt geprägt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mit Herr Rochelt senior: stets fair, wertschätzend und ein wahrer Gentleman. Ich selbst stand noch am Beginn meiner unternehmerischen Laufbahn, und er hat mich mit viel Erfahrung, Rat und Unterstützung begleitet. Immer gut gekleidet, kultiviert – so ist er mit in Erinnerung geblieben.
Wie würden Sie die Entwicklung unserer Zusammenarbeit über die Jahre hinweg beschreiben?
Gerade in den Anfangsjahren war Rochelt für mich von unschätzbarem Wert. Damals hatte ich nur wenige Listungen, und die selbständigen Kaufleute spielten im Handel noch eine deutlich größere Rolle. Über Rochelt konnte ich viele wertvolle Kontakte knüpfen – das war die Basis für den späteren Erfolg. Mit der Zeit folgten auch die großen Handelsketten. Heute inspiriert uns Herr Rochelt junior immer wieder mit frischen Ideen – ob beim Erschließen neuer Märkte oder beim Beschreiten innovativer Wege. Unsere Zusammenarbeit ist über all die Jahre eng und vertrauensvoll geblieben.
Der Neuburger ist längst ein Klassiker – was tun Sie, um ihn weiter zeitgemäß und spannend zu halten?
Ich bin überzeugt, die Grundlage für unseren Erfolg war und ist immer das Produkt selbst – dass es gut ist und gut bleibt. Hohe Qualität ist keine Selbstverständlichkeit, gerade in Zeiten, in denen Rohstoffe und Produktionsbedingungen zunehmend herausfordernd sind. Der Neuburger hat sich überall die Jahre zu einem echten österreichischen Klassiker entwickelt, der in fast jedem Kühlschrank liegt. Besonders schön finde ich, dass sich diese Gewohnheit von Generation zu Generation weiterträgt: Junge Menschen greifen heute zum Neuburger, weil sie ihn von zu Hause kenne. Darüber hinaus achten wir darauf, präsent zu bleiben – mit gezielten Printanzeigen, Sponsoring von sportlichen Aktivitäten oder einem Hörfunkauftritt. So halten wir unsere Marke lebendig.

Welche Werte und Eigenschaften Ihres Familienunternehmens sehen Sie als Grundlage für diesen langfristigen Erfolg?
Vor einigen Jahren haben wir reflektiert, was unseren Erfolg ausmacht – und was uns in Zukunft tragen soll. Daraus entstanden unsere Werte: „herausragend“, „einfach“ und Partnerschaft leben, auf die man sich verlassen kann. Der Gedanke des Herausragenden begleitet uns bis heute – wir wollen immer ein Stück besser sein, neue Maßstäbe setzen. Wie ein Berg, der in der Markenlandschaft Orientierung bietet. Dieses Streben nach Qualität und Besonderheit ist tief in uns verankert – und ein wesentlicher Teil unseres Erfolgs.
Mit HERMANN Fleischlos haben Sie einen mutigen Schritt gewagt. Was war der Auslöser dafür?
Ich hab mit dem Produkt meines Vaters begonnen – er entwickelte den Neuburger, und ich durfte ihn erfolgreich auf den Markt bringen. Dieses Erbe war Verantwortung und Herzensangelegenheit zugleich. Doch trotz des Erfolgs blieb das Gefühl, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist: Der Fleischkonsum nahm immer weiter zu, die Bedingungen in der Tierhaltung wurden schwieriger – all das hat in mir ein Nachdenken ausgelöst. Ich fragte mich, ob es wirklich richtig ist, die Menschen zu noch mehr Fleischkonsum zu verführen. So begann ein neuer Weg. Ich möchte betonen: Ich bin nicht gegen Fleisch – ganz im Gegenteil. Aber ich bin überzeugt, dass es die Menge ist, die das Problem darstellt. Und genau das war der Auslöser für unser neues Projekt. Mit Hermann Fleischlos wollten wir eine bewusste Alternative schaffen.
Auf diesem Weg on neue Richtungen – welche Herausforderungen haben Sie besonders geprägt?
Als wir 2010 mit unserem neuen Projekt begannen, stand fest: Es gab in Europa kaum Wissen darüber, wie man wirklich gute vegetarische oder vegane Produkte herstellt. Niemand wusste so recht, wie man pflanzliche Lebensmittel entwickelt, die nicht nur schmecken, sondern sich auch gut anfühlen – mit der richtigen Textur, dem typischen „Biss“.
Ich musste also auf die Suche gehen. Und so führte mich mein Weg nach Asien, wo der Vegetarismus eine jahrtausendealte Tradition hat. Ich reiste nach Taiwan, China, Japan und Thailand, besuchte Köche, Lebensmittelbetriebe und unzählige kleine Restaurants. Ich wollte verstehen, wie man aus Pflanzen etwas macht, das ehrlich schmeckt.
Natürlich bin ich nicht mit einem fertigen Produkt zurückgekehrt, aber mit einem Schatz an Wissen, Eindrücken und Ideen. Zurück im Unternehmen begann eine intensive Entwicklungszeit – fünf Jahre voller Neugier, Geduld und Leidenschaft. Wir haben rund 5.000 Versuche gemacht und etwa 60 verschiedene Rezepturen ausprobiert, bis wir schließlich das gefunden haben, was uns überzeugte: das, was später als HERMANN Fleischlos auf den Markt kam.
Die größte Herausforderung war, aus dem Nichts zu beginnen – aber genau das machte es so spannend: Wir durften etwas völlig Neues schaffen.
Wie haben die Konsumenten reagiert?
Anfangs hatten wir große Sorge, ob man uns das abnimmmt – ein Fleischer, der plötzlich vegetarisch produziert. Kurz dachten wir sogar daran, die ersten Tests anonym in Deutschland zu machen. Doch dann entschieden wir: Wir stehen zu dem, was wir tun. Ja, Hermann Neuburger macht jetzt auch vegetarisch – nicht als Widerspruch, sondern als Weiterentwicklung. Die Reaktion war überwältigend positiv: Die Menschen verstanden, dass es uns um Ehrlichkeit, Qualität und Verantwortung geht. So wurden Neuburger und Hermann zu zwei Marken, die einander stärken. Was als Risiko begann, wurde zu einer großen Chance – und hat gezeigt, wie sehr Authentizität geschätzt wird.
Wie schaffen Sie es, Tradition und Innovation so harmonisch zu verbinden?
Das Wichtigste ist für mich Glaubwürdigkeit und Authentizität. Mann muss den Menschen ehrlich sagen, warum man etwas tut. Wenn man seine Tradition wahrt und zugleich offen über neue Wege spricht, spüren die Menschen, dass das echt ist. So entsteht kein Widerspruch, sondern etwas Harmonisches – ehrlich, nachvollziehbar und von Herzen.
Wenn Sie in die Zukunft der Ernährung blicken: Welche Entwicklung halten Sie für besonders richtungsweisend?
Ich glaube, in unserer westlichen Welt haben wir nicht das Problem, zu wenig Nahrung zu haben, sondern mit zu viel – an Zucker, Fleisch und Überfluss. Immer mehr Menschen spüren das. Wichtig ist, dabei nicht dogmatisch zu werden: Es geht nicht um Verzicht, sondern um Bewusstsein. Niemand muss völlig auf Fleisch verzichten – aber vielleicht einmal weniger pro Woche. So bleibt Veränderung machbar und positiv.
Wir sollten nicht belehren, sondern begeistern – mit Freude, Genuss und guten Alternativen. Genau darin liegt unsere Aufgabe: bewusste Ernährung mit Leichtigkeit in die Breite zu bringen.
Auf welche neuen Ideen, Produkte oder Projekte dürfen wir uns in den kommenden Jahren freuen?
Im Moment sind wir mit unserem vegetarischen Projekt sehr intensiv beschäftigt – das fordert und begeistert uns gleichermaßen. Daneben haben wir auch ein veganes Projekt für den Großverbraucher gestartet, das gerade im Aufbau ist. Es richtet sich an Großküchen, aber auch an den Einzelhandel.
Das ist ein großes und spannendes Vorhaben, das viel Energie und Herzblut braucht. Deshalb liegt unser Fokus in den kommenden Jahren klar darauf, diese Projekte erfolgreich auf die Schiene zu bringen. Es geht weniger darum, ständig Neues zu erfinden, sondern das, was wir begonnen haben, mit Sorgfalt, Qualität und Überzeugung weiterzuführen.
Und zum Abschluss: Was wünschen Sie sich persönlich für die Zukunft – für Ihr Unternehmen, für die Branche ud für die weitere Partnerschaft mit Rochelt?
Ich wünsche mir, dass der Neuburger die Menschen weiterhin begeistert – und dass unsere neuen Projekte mit derselben Leidenschaft wachsen dürfen.
Für die Branche wünsche ich mir, dass der Handel nicht nur von Eigenmarken dominiert wird. Marken stehen für etwas – für Tradition, Verlässlichkeit und ein Stück Heimatgefühl. Menschen wollen wissen, was hinter einem Produkt steht, sie wollen Vertrauen spüren. Ich glaube, dieser Wunsch nach Echtheit wird bleiben.
Und für unsere Zusammenarbeit mit Rochelt wünsche ich mir einfach, dass sie so bleibt, wie sie ist – geprägt von Vertrauen, Respekt und echter Partnerschaft.
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